Die Geburt des ersten Kindes ist eine herausfordernde Phase im Leben junger Eltern. Schlafmangel, hohe gesellschaftliche Erwartungen und kaum Zeit für sich selbst prägen diese Zeit. Die Dynamik des Paares verschiebt sich dabei oft von einer emotionalen zu einer primär organisatorischen Einheit.
Besonders betroffen sind Mütter, die in Deutschland nach wie vor den Hauptteil der unbezahlten Care-Arbeit übernehmen. Neben physischen Belastungen rund um Schwangerschaft und Geburt treten auch erhöhte mentale Beanspruchungen auf, wie Dehos et al. (2024) zeigen. Die kumulierten physischen und psychischen Stressfaktoren können zu einer sinkenden Frustrationstoleranz führen, die Kommunikation in der Partnerschaft erschweren und somit die Konfliktanfälligkeit erhöhen.
Obwohl die Geburt eines Kindes meist mit Freude und Erwartungen verbunden ist, stellt sie zugleich eine erhebliche Belastungsprobe für die Stabilität der Partnerschaft dar. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden im Jahr 2024 rund 129.300 Ehen geschieden. Etwas mehr als die Hälfte (50,8 %) der geschiedenen Ehepaare hatte minderjährige Kinder. Von diesen hatten 48,0 % ein Kind, 40,0 % zwei und 12,0 % drei und mehr Kinder (Destatis, 2025). Die Trennung unverheirateter Paare wird in dieser Statistik nicht berücksichtigt, was darauf hindeutet, dass die tatsächliche Zahl der getrenntlebenden Eltern deutlich höher liegen sollte.
Vergleichende Analysen deuten zwar darauf hin, dass Ehen mit Kindern im Durchschnitt ein geringeres Scheidungsrisiko aufweisen als kinderlose Ehen (siehe bspw. Breitenbach, 2013), jedoch bleibt die Aussagekraft solcher Befunde begrenzt. Das Problem dieser Analysen besteht darin, dass sie oft nicht über deskriptive Vergleiche hinausgehen. Paare, die sich für ein gemeinsames Kind entscheiden, unterscheiden sich in zentralen Beziehungsmerkmalen bereits vor der Geburt vom Durchschnitt kinderloser Paare – etwa im Hinblick auf die Stabilität der Beziehung. Um den kausalen Effekt eines Kindes ermitteln zu können, müsste man Eltern, die ein Kind bekommen haben, mit der kontrafaktischen Situation vergleichen, in der sie kein Kind bekommen hätten.
Um dem kausalen Effekt der Elternschaft jedoch näher zu kommen, sind Längsschnittstudien mit Blick auf die Beziehungsdynamik aufschlussreicher. Diese Studien zeigen, dass auch kinderlose Paare mit der Zeit eine Abnahme der Beziehungsqualität erleben, Eltern jedoch einen signifikant stärkeren und abrupten Rückgang der Beziehungsqualität angeben (z.B. Kluwer, 2010). Dies deutet darauf hin, dass der kausale Effekt der Elternschaft auf die Beziehungsqualität negativ ist, was die Notwendigkeit präventiver Maßnahmen unterstreicht.
Der Staat bietet zwar finanzielle Unterstützung in Form von Kindergeld und Elternzeitregelungen, jedoch sind niederschwellige, alltagsnahe Angebote, die direkt auf die Stärkung der Paarbeziehung abzielen, selten. Es fehlt an flächendeckend Programmen, die direkt auf junge Eltern abzielen.
Ziel dieses YES!-Beitrags soll es daher sein, neue, innovative Konzepte oder Angebote zu entwickeln, die die Partnerschaft von Eltern in der frühen und weiterführenden Familienphase nachhaltig stärken. Diese Vorschläge sollen so gestaltet sein, dass sie politisch anschlussfähig und praxisnah sind und über rein finanzielle Unterstützungsmechanismen hinausgehen. Der Fokus soll auf präventiven, ressourcenorientierten Ansätzen liegen, die zur Stabilisierung von Beziehungen und damit mittelbar zum Wohl des Kindes beitragen.

