Skip links

Steuern – Einfach unfair?

Steuern sollen eigentlich für alle fair sein – aber was heißt das genau? Ein grundlegender Zielkonflikt moderner Steuersysteme besteht in der Frage, ob ein Steuersystem möglichst einfach und übersichtlich sein soll, oder viele individuelle Lebenssituationen berücksichtigt? Ein einfaches System mit einheitlichem Steuersatz wäre leicht verständlich und administrativ effizient, blendet aber persönliche Unterschiede wie Einkommen, Familienstand oder Ausgaben aus. Ein komplexes System dagegen kann diese Unterschiede erfassen, wird dadurch aber schwerer nachvollziehbar und aufwendiger in der Umsetzung.

Wie schwierig es ist, Steuern fair zu gestalten, zeigen viele Beispiele aus der Praxis. Das Steuerrecht versucht, durch viele Ausnahmen und Sonderregeln auf persönliche Lebenssituationen Rücksicht zu nehmen. Das kann gerecht sein, etwa wenn bestimmte Unterstützungsleistungen oder Ausgaben steuerfrei bleiben, macht das System aber auch deutlich unübersichtlicher. Anderseits, wer das komplizierte Steuerrecht besser versteht, kann bei der Steuererklärung mehr Vorteile nutzen, während andere schnell den Überblick verlieren. Dadurch kann ein komplexes System Ungleichheiten sogar verstärken. Außerdem setzt es manchmal auch falsche Anreize. Durch das Ehegattensplitting zahlen Ehepaare oft gemeinsam weniger Steuern, wenn ein Partner viel und der andere wenig verdient. Das kann dazu führen, dass Frauen seltener in Vollzeit arbeiten, was bestehende Unterschiede zwischen den Geschlechtern vergrößert.

All das wirft die Frage auf, ob ein einfacheres Steuersystem manche dieser Probleme lösen könnte. Jedoch bleibt der Zielkonflikt bestehen, das ein einfaches Steuersystem zwar oft verständlicher ist, am Ende aber nicht jeder Lebenssituation gerecht werden kann. Die große Herausforderung bleibt also, Steuern so zu gestalten, dass sie gerecht und trotzdem verständlich sind.

Fragen:​

  • Soll der Staat Steuern vor allem einfach und verständlich machen oder lieber individuell und komplex gestalten?

  • Was bedeutet Gerechtigkeit im Steuersystem – und wie könnte ein faires System für alle aussehen?

  • Wie könnte eine Steuerreform dazu beitragen, soziale Ungleichheiten zu verringern?

zur Anmeldung

Must-Read-Literatur

Blesse, S., Buhlmann, F., Doerrenberg, P., 2023. I am a Taxpayer … Get Me Out of Here?!? Evidence on Attitudes Towards Simplifying the Tax Jungle, verfügbar unter (Link)

Hauck, T., Wallossek, L., 2021. Automatische Einkommensteuererstattungen zur Entlastung niedriger Einkommen, Wirtschaftsdienst 101(12), pp. 956-959.

Weiterführende Literatur

Wissenschaftlicher Beirat beim Bundesministerium der Finanzen, 2025. Gutachten „Vereinfachte Einkommensbesteuerung – Möglichkeiten und Grenzen illustriert am Beispiel steuerlicher Abzüge in der Arbeitnehmerbesteuerung“, verfügbar unter (Link) 

Bundeszentrale für politische Bildung, 2017. Debatte: Ehegattensplitting, verfügbar unter (Link)

Partnerinstitut

ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung

Das Thema wird betreut von

Tobias Kreuz

Tobias Kreuz ist seit Februar 2022 Wissenschaftler in der ZEW-Forschungsgruppe „Ungleichheit und Verteilungspolitik“. Sein Bachelor- und Masterstudium der Volkswirtschaftslehre absolvierte er an der Universität Münster. Seit September 2022 ist er PhD-Student im Taxation-Programm des Center for Doctoral Studies in Business (CDSB) an der Graduate School of Economics and Social Sciences (GESS) der Universität Mannheim. Sein Betreuer ist Prof. Dr. Philipp Dörrenberg.

Sein Forschungsinteresse liegt im Bereich der Steuer- und Sozialpolitik. Unter anderem beschäftigt er sich mit der Fragestellung, wie Besteuerung und Transferprogramme das Verhalten von Unternehmen und privaten Haushalten beeinflussen. Er ist Koordinator des Leibniz-WissenschaftsCampus MannheimTaxation und ist zudem an der Entwicklung des Mikrosimulationsmodells ZEW-EviSTA beteiligt.

Julia Spix

Julia Spix ist Wissenschaftlerin im ZEW-Forschungsbereich „Unternehmens- besteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft“. Sie promoviert seit 2022 im Rahmen des Taxation Track des Center for Doctoral Studies in Business (CDSB) an der Graduate School of Economic and Social Science (GESS) der Universität Mannheim. Ihre Forschungsinteressen liegen insbesondere im Bereich der Steuerharmonisierung in der Europäischen Union sowie der internationalen Steuerplanung.

Zuvor studierte sie Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten betriebswirtschaftliche Steuerlehre und Steuerrecht an der Universität Mannheim. Sie absolvierte ein Auslandssemester am Campus Monterrey des Instituto Technológico y de Estudios Superiores de Monterrey (ITESM) in Mexiko.

Lust mitzumachen? Dann meldet euch hier an:

Die Anmeldung für das YES! 2026 ist für Schülerteams ab dem 24. November möglich. Schulteams ab der 10. Klasse können am Wettbewerb teilnehmen.

zur Anmeldung