Entrepreneurship Education für morgen: Wie fördert man mutige und kreative Gründer*innen bereits in den Schulen?
Die Welt steht vor gewaltigen Herausforderungen: Klimawandel, eine alternde Gesellschaft und technologische Umbrüche prägen unsere Zeit. Um diese Aufgaben zu bewältigen und unseren Wohlstand zu sichern, braucht es Menschen mit Ideen, Tatkraft und dem Mut, Neues zu wagen. Entrepreneurship oder Unternehmerisches Handeln ist heute mehr denn je eine zentrale Triebkraft für Innovation und gesellschaftlichen Fortschritt.
Der Global Entrepreneurship Monitor (GEM) erhebt seit 1999 Daten zu Unternehmertum und dem Gründungsgeschehen im internationalen Vergleich. Gemäß den Ergebnissen des GEM hatte im Jahr 2024 knapp jeder zehnte Deutsche im erwerbsfähigen Alter von 18 bis 64 Jahren in den letzten dreieinhalb Jahren ein Unternehmen gegründet oder war gerade dabei, ein Unternehmen zu gründen. Die so definierte Gründungsquote lag damit 2024 bei 9,8% aller Personen im erwerbsfähigen Alter, rund ein Viertel über dem Durchschnitt der drei Vorjahre. Das ist die höchste Gründungsquote, die in 25 Jahren GEM gemessen wurde.
Betrachtet man die Gründungsquote differenzierter ergeben sich folgende Ergebnisse:
Gendergap: Beim Gründungsverhalten sehen wir einen Gap zwischen Männern und Frauen: Im Jahr 2024 stehen 100 Gründern in Deutschland 77 Gründerinnen gegenüber. Die Gründungsquote für Frauen lag damit bei 8,5% und die der Männer bei 11,0%. Menschen mit Einwanderungsgeschichte gründen mit 12,5% häufiger als Personen ohne (9,5%). Alter: Die aktivste Altersgruppe sind die 25- bis 34-Jährigen mit einer Quote von 16,5%, was einem Anstieg um ein Drittel seit 2019 entspricht. Formale Ausbildung: Fast die Hälfte der Gründerinnen und Gründer verfügt über einen Hochschulabschluss (44%). Danach folgen Absolventinnen oder Absolventen einer Fach-, Meister- oder Technikerschule sowie Personen mit einer betrieblichen Berufsausbildung mit 19% bzw. 14%. Stadt-Land: Gründungen konzentrieren sich weiterhin vor allem auf urbane Regionen, die mit 7,5% deutlich über der Quote ländlicher Räume (5,4%) liegen. Gründungseinstellungen: Etwa 41% der Bevölkerung halten sich für gründungsfähig, 42% sehen gute regionale Bedingungen, während 49% Angst vor dem Scheitern haben. Bei Gründungen mit Technologieorientierung liegt Deutschland beim internationalen Vergleich im vorderen Mittelfeld: Rund 11% der Gründerinnen und -Gründer in Deutschland geben an, dass sie in Branchen mit mittlerer oder hoher Technologieintensität tätig sind. Nachhaltigkeit spielt eine große Rolle: 65% der Gründerinnen und Gründer ergreifen Umwelt- und 62% soziale Maßnahmen. Künstliche Intelligenz halten 74% der Gründer*innen für wichtig oder sehr wichtig.
Der Gründungstandort Deutschland liegt beim internationalen Vergleich im Mittelfeld und belegt unter 23 Ländern mit hohem Einkommen Rang neun. Experten und Expertinnen bewerten Öffentliche Förderprogramme und die physische Infrastruktur eher positiv. Ebenso hat sich die Gründungsausbildung an Hochschulen in den letzten Jahren verbessert. Dennoch bestehen Schwächen: Leicht unterdurchschnittliche Bewertungen weisen unter anderem die Rahmenbedingungen Finanzierung sowie Wissens- und Technologietransfer auf. Als Gründungshemmnisse werden vor allem gesellschaftliche Werte und Normen sowie die schulische Gründungsausbildung eingeschätzt. Hier bestehen aus Sicht der befragten Expertinnen und Experten die größten Potenziale für Verbesserungen. Die Forschung hat gezeigt, dass bereits Erfahrungen in der Kindheit und Jugend eine Rolle spielen, ob Menschen später den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Unternehmerisches Denken fördert dabei nicht nur Gründungen, sondern befähigt dazu, in allen Lebenslagen proaktiv, kreativ und chancenorientiert zu handeln.
Angesichts hoher Angst vor dem Scheitern beim Gründen, geschlechtsspezifischer Unterschiede im Gründungsverhalten und der wachsenden Bedeutung von Nachhaltigkeit stellt sich die Frage: Wie fördert man mutige und kreative Gründer*innen bereits in den Schulen?Wie weckt man den Gründergeist von Schüler*innen?
Folgende Fragen können u.a. berücksichtigt werden:
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Wie könnte man mehr Mut bei Gründer*innen wecken und die hohe Angst vor dem Scheitern reduzieren?
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Welche Schritte sind wichtig, um aus einer ersten Idee ein Projekt oder Produkt zu machen?
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Wie lässt sich der Gendergap bei Gründungen schließen?
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Wie kann unternehmerisches Handeln helfen, positiven ökologischen Einfluss zu erzeugen?


